Dorfkirche Voigdehagen (Hansestadt Stralsund)

Voigdehagen war - wie der Ortsname schon sagt - ursprünglicher Sitz der Herrschaft über Stralsund. „Der Pleban von Voigdehagen war der Oberkirchherr aller Stralsunder Kirchen.“ (H. Heyden). Lange noch galt die Voigdehäger Kirche als Mutterkirche von Stralsund. Der jetzige Bau dürfte allerdings erst Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein. Die vierjochige Backsteinhalle hat einen polygonalen Ostschluss. Die hohen schlanken Fenster wurden barock überformt. Auf der Südseite im zweiten Joch von Westen aus gesehen befindet sich ein Spitzbogenportal. An der Nordseite befindet sich eine Sakristei und das Portal der Patronatspforte, die noch bis vor einigen Jahren durch das freistehende Erbbegräbnis der Familie von Wulffcrona aus dem Jahr 1798 verdeckt wurde. Die Namensplatte wurde nach Abriss der Begräbniskapelle an der Nordmauer der Kirche angebracht.
Der Innenraum ist mit einer flachen Holzbalkendecke verschlossen. Die Kirche besitzt eine barocke Ausstattung. Der Altaraufsatz mit architektonischem Aufbau zeigt im Mittelteil eine plastische Kreuzigungsgruppe vor gemaltem Landschaftsbild, flankiert von gewundenen Säulen. In der Predella ein Abendmahlsbild, auf dem Gesims eine Christusfigur mit Siegesfahne als Auferstehungsszene, flankiert von den Aposteln Petrus und Paulus, und in der Bekrönung die Himmelfahrt Christi. Reichliche Arkanthusschnitzerei und Medaillons mit Passionsszenen in den "Ohren" sowie ein von Engeln gehaltenes Spruchmedaillon komplettieren den barocken Aufsatz aus dem 18. Jahrhundert.
Die Kanzel wirkt mit dem schlichten Korb und dem einfachen Aufgang sowie dem nur noch in Fragmenten üppig geschmückten Schalldeckel irgendwie "falsch zusammengesetzt". An der Unterseite des Schalldeckels schwebt eine Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes; den Rand schmücken Maskenköpfe und Spruchbänder, aufgesetzt sind Reliefs der Evangelisten und göttliche Motive; die Reliefs sind zum Teil stark beschädigt und sehr wurmstichig.
An der Nordseite ist die Patronatsempore der Plebanen angebracht, auf die das Stralsunder Wappen in der Bekrönung hinweist.
Kastengestühle im Chor und im Gemeinderaum sowie eine achteckige hölzerne Taufe sind in schlichten barocken Formen gehalten. Die Westempore zeigt dagegen an den Brüstungsfeldern neugotische Maßwerkformen, ebenso wie der fünfteilige Prospekt der Orgel. An der Brüstung ist eine Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs angebracht. In den Fußboden sind zwei Grabplatten ehemaliger Pastores des 17. und 18. Jahrhunderts eingelassen.
Am Westgiebel steht ein Glockenhaus mit drei Glocken. Die Voigdehäger Kirche mit ihrem modernen Geläut (Bachert/Heilbronn 1997/98) war und ist eine Zentralkirche für die umliegenden Dörfer im Landbereich und für den südlichen Stadtrand von Stralsund. Die drei Vorgängerglocken wurden an der Kirchmauer aufgestellt.
Umgeben ist die Kirche vom kirchlichen Friedhof, eingefasst von zwei Teichen. Ein geräumiges Pfarrhaus und das große naturnahe Pfarrgrundstück bieten Gemeinde und Gästen einen stillen Platz am Rande der Hansestadt.
Gegenüber der Kirche befindet sich noch ein weiterer Friedhof in kommunaler Nutzung.

weiterführende Informationen:

Ev.-luth. Kirchgemeinde Heilgeist-Voigdehagen
Der Gemeindebezirk schließt heute einen großen Bereich ein, der einmal die vier Kirchengemeinden St. Jakobi, Heilgeist, Friedenskirche und Voigdehagen umfasste: in der Altstadt das Gebiet um die Jakobikirche begrenzt durch Filterstraße, Heilgeiststraße, Strelasund und Frankenwall über die gesamte Frankenvorstadt, den Dänholm, die Frankensiedlung bis nach Andershof, Devin und Voigdehagen, sowie die kommunalpolitische Gemeinde Wendorf mit Teschenhagen, Zitterpenningshagen, Neu-, Groß und Kolonie Lüdershagen.
Die ehemalige Altstadtgemeinde St. Jakobi wuchs durch mehrere Fusionen mit Heilgeist (1927), der 1952 gegründeten Friedensgemeinde und der mit ihr 2001 verbundenen Kirchgemeinde Voigdehagen zur heutigen Kirchgemeinde Heilgeist-Voigdehagen (2009) zusammen.

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