Dorfkirche Rethwisch

Der gotische Backsteinbau, größtenteils aus Klosterformatsteinen bestehend, wurde auf einem Feldsteinfundament in der Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet. Das dreischiffige Langhaus, als Stufenhalle (Seitenschiffe niedriger als das Mittelschiff) mit drei Jochen angelegt, ist der ältere Teil der Kirche. Die vier Achteckpfeiler sind durch Arkaden verbunden, eine Flachdecke im Mittelschiff und "Halbtonnen" in den Seitenschiffen bedecken den Bau.
Der Chor in Mittelschiffbreite mit Strebepfeilern und sechsstrahligem Rippengewölbe schließt im Osten polygonal aus dem Achteck. Die Blattkonsolen des Gewölbe stammen vermutlich aus der 1232 geweihten romanischen Klosterkirche von Doberan, die dem heutigen Münster weichen musste,
In vier der fünf Chorseiten sitzen gestaffelte, in Leibungen gefasste Dreifenstergruppen, das Ostfenster ist mit einer kostbaren Glasmalerei in zisterziensischer Grisailletechnik versehen. Die ältesten Teile aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts sind die Ornamentscheiben mit den Blattrosetten, weitere Felder zeigen Architekturen, einen lautespielenden Engel, den gekreuzigten Jesus mit den trauernden Maria und Johannes, sie stammen aus dem 15. Jahrhundert. Die Zusammenstellung der Felder erfolgte nach einer Überarbeitung 1965-67 nach rein gestalterischen Überlegungen. Weitere Reste befinden sich in einem Fenster des südlichen Seitenschiffes.
Das tragende Fachwerkgerüst des hölzernen, verbretterten Westturmes konnte durch dendrochronologische Holzaltersbestimmung auf eine Bauzeit um 1380 datiert werden. Die größte Glocke von 1412 ist noch vorhanden, sie wurde 2001 restauriert. Zwei weitere Glocken wurden 1942 abgeholt und wahrscheinlich eingeschmolzen.
Nordsakristei und südliche Eingangsvorhalle vervollständigen den Bau.
In den Fenstern des Langhauses befinden sich 11 Kabinettscheiben aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Gotteshaus birgt eine Reihe weiterer sehr wertvoller Ausstattungsstücke.
Der Flügelaltar mit etwa 40 aus Eichenholz geschnitzten Figuren entstand um 1530 unter niederländischem Einfluß, Mittelschrein mit Kreuzigungsdarstellung, in der Predella stehen acht gotische Figuren, in den Seitenflügel vier u. vier, sowie vier Heilige, die das Mittelbild flankieren, aus der Zeit der Renaissance. Ein dreistöckiges gotisches Sakramentshäuschen in Form eines hohen, schlanken Fialentürmchens, bekrönt mit einer Kreuzblume, steht an der Nordwand des Altarraumes. Das spätgotische Triumphkreuz mit untergelegtem Lebensbaummotiv hängt jetzt an der Nordwand des Langhauses. Die prachtvolle Kanzel aus der Spätrenaissance wurde 1666 in einer Rostocker Werkstatt geschaffen. Kanzelträger ist eine Apostelfigur (Petrus?), in den Korbwangen Evangelistenfiguren, an den Ecken weitere fünf vorstehende Figuren (Christus als salvator mundi, Apostel), der Schalldeckel ist mit Cherub-Köpfen und einer Inschrift versehen, ebenso der Aufgang mit Tür. Seit 2012 hängt auch der barocke Taufengel wieder von der flachgedeckten Balkendecke vor dem Triumphbogen herab.
Die Orgel wurde 1869 vom Wismarer Orgelbaumeister Winzer gebaut, Umbau durch Fa. Sauer 1962. Im südlichen Seitenschiff befinden sich alte Grabsteine aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
In der Sakristei werden die Gedenktafeln für die Gefallenen der großen Kriege aufbewahrt. Auf dem Friedhof steht ein Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege. Im Norden steht außerhalb des Kirchhofes eine moderne Trauerhalle.

weiterführende Informationen:

1273 erstmalig als Doberaner Klosterdorf urkundlich erwähnt, zur Pfarre in Rabenhorst gehörend, zwischen 1306-1312 verlagerte sich der Mittelpunkt des Kirchspiels nach Rethwisch, 1353 wird erstmals die "capella Redwisch" urkundlich erwähnt, 1354 dann bereits die Bezeichnung "ecclesia Redewisch",
bis 1552 unter dem Patronat des Doberaner Zisterzienser-Klosters.

Ev. Luth. Pfarramt Rethwisch
Doberaner Straße 2
18211 Rethwisch

Quellen:
Dorfkirchen in Mecklenburg, Buch, Horst Ende, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1975
Verein zur Erhaltung der Dorfkirche in Rethwisch , Flyer, Verein zur Erhaltung der Dorfkirche in Rethwisch e.V.,

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