Dorfkirche Stołczyn (PL) (ehem. Stolzenhagen, Vorort von Stettin)
ehem. ev. Kirchspiel, heute kath. Kirche Zum Unbefleckten Herzen Mariens

Die heute polnische Siedlung Stołczyn ist ein Vorort Szczecins und grenzt im Norden an Skolwin (Scholwin). Das alte Dorf hieß bis 1939 Stolzenhagen und wurde dann nach Stettin eingemeindet. Die heutige Kirche ist eine der wenigen mit erhaltenen Ausstattungsstücken aus barocker Zeit. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert errichtet, gehörte die Kirche und das Dorf dem Zisterzienserkloster Stettin. Die gotische Kirche zeigt im Ostgiebel neben zahlreichen Spitzbogenblenden auch ein Blendenkreuz. Im Zuge der Reformation 1534 und der Auflösung der Klöster wurde die Kirche eine protestantische Filialkirche.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfolgte ein umfangreicher Ausbau zur Kreuzkirche, wie eine Inschrift über dem Westportal 'Anno Domini 1725' belegt. Das gotische Turmuntergeschoss wird mit Eckrustika barock überformt und erhält holzverkleidete Obergeschosse. Die Kirche wird nun Pfarrkirche, eine Filiale wurde Scholwin (Skolwin).
Von 1727 stammt der kunstvolle Altaraufsatz mit Ölgemälden im architektonischen Aufbau. Bedeutsam ist auch die Kanzel aus gleicher Zeit. Der Kanzelkorb wird getragen von "einem apokalyptischen Engel mit sechs Flügeln (...), der sich sonst in Pommern nicht findet". Kanzel und Altaraufsatz können gerettet werden, nachdem ein Blitzschlag am 8. Mai 1920 die Kirche einäschert. Drei Apostelfiguren von der Bekrönung des Portals zum Kanzelaufgang finden ihren Platz neu an der Brüstung der Westempore.
Im Kirchtum befinden sich zwei Glocken von 1925.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Siedlung unter polnische Verwaltung gestellt und 1946 in Szczecin-Stołczyn umbenannt. Die bis dahin evangelische Kirche wurde 1946 zugunsten der polnischen katholischen Kirche entschädigungslos enteignet und als katholische Kirche des Unbefleckten Herzens der Jungfrau Maria in Szczecin (Kościół Niepokalanego Serca Najświętszej Marii Panny w Szczecinie) neu geweiht. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen der Region wurde der von einer kräftigen Holzbalkendecke überspannte Innenraum nicht vollständig "katholisch" umgestaltet. Dem barocken Stil angepasst, wurde lediglich ein Bildnis 'Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe' aufgestellt.
In den 1960er Jahren wurde der bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr benutzte alte Friedhof eingeebnet und später der Kirchhof begrünt. An der Südwestecke befindet sich in einer Ecke der Friedhofsmauer der Rest des ehemaligen Kriegerdenkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
(weitere Quelle: Wikipedia von Okt./Nov. 2014)

Quellen:
Pommersche Dorfkirchen, Buch, Heinrich Schulz, Verlag H.F. Beck, Herford / Westfalen, 1963

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