Dorfkirche Neuenkirchen (Gemeinde Zarrentin am Schaalsee)

Schon 1194 wird Neuenkirchen urkundlich als Parochie 'Nigenkerchen' erwähnt. Für diese Zeit üblich wird abseits des alten Dorfes von den neuen christlichen Siedlern eine Holz- oder Feldsteinkirche errichtet. Teile des heutigen Feldsteinchores stammen wohl von dieser ersten, bereits 1197 errichteten Kirche, vermutlich auch die später als Gruft genutzte Sakristei auf der Südseite. Das Kirchenschiff mit integriertem Glockenstuhl wurde erst 1680 in Fachwerkbauweise an den Chor gesetzt, zeitgleich mit der nördlichen Eingangsvorhalle am Chor, wie aus der Inschrift am Türbalken zu entnehmen ist. Es ist aber durchaus anzunehmen, dass die Kirche bereits davor ein Schiff besessen hat, schließlich trennt ein mächtiger Triumphbogen den Chorraum ab. Ob die ursprünglich wohl recht stattliche Kirche im 30jährigen Krieg zerstört wurde und sogar über einen westlichen Wehrturm verfügte, ist reine Spekulation. Lediglich das heutige Feldsteinmauerwerk des Chores verweist mit seiner für eine Entstehung zu Ende des 12. Jahrhunderts untypischen 'unsauberen' Schichtung auf eine nachträgliche Wiedererrichtung. Besonders schön ist der blendengeschmückte Ostgiebel, wobei hier die drei Kreisblenden das Motiv der göttlichen Trinität aus der gestaffelten und blendenumrahmten Dreifenstergruppe der Ostwand übernehmen. Im Glockenstuhl hängt eine Glocke aus dem Jahr 1762, die seit der Reparatur und Erneuerung des Läutwerkes im Jahr 1992 wieder im alten Klang erklingt. Der Chor wird im Innern von einem zweijochigen Kreuzrippengewölbe überspannt. Gurtbögen, Gewölberippen und Fensterbänke sind nach mittelalterlicher Art bemalt. Auffällig sind neben den Weihekreuzen die zahlreichen Wappenschilde mit dem Doppelschlüssel (später im Familienwappen derer von Blücher). Kostbarkeit der Kirche ist ein spätgotischer Altarschrein mit wunderschönen Schnitzfiguren: im Mittelschrein die Jungfrau mit dem Kinde, flankiert von den vier Heiligen Georg, Mauritius, Elisabeth und Katharina. In den Seitenflügeln stehen die zwölf Apostel. Leider bleibt der Altar in der Regel verschlossen; die Rückseiten der Flügel sind nicht bemalt. Die gitterförmig durchbrochenen Altarschranken fügen sich in das weitere Ensemble an Ausstattungsstücke, bestehend aus Chorgestühl, Lesepult, Kastengestühl für die Gemeinde und Emporen nahtlos ein. Auch die Kanzel mit Aufgang und Predigerverschlag ist farblich gleichermaßen gestaltet, doch werden Kanzelkorb und Schalldeckel wohl deutlich früher (17.Jh.) entstanden sein als das übrige Inventar. Vor dem Altar ist eine Grabplatte in den Fußboden eingelassen. Sie ist dem 1806 verstorbenen Hans Gottfried Carl von Treuenfels, Erbherr auf Neuhof und Schaliß, gewidmet. Im Altarraum steht ein alter eisenbeschlagener Opferstock. An der zugemauerten Wand zur Gruft hängt die Ehrentafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und das Veteranenverzeichnis aus den Befreiungskriegen. Das südliche Chorfenster zeigt eine moderne Glasmalerei. Die Kirchenmusik kommt von einem kleinen Harmonium. Im nördlichen Kirchenschiff ist eine zusätzliche Winterkirche eingerichtet. Eine sehr alte Grabplatte liegt auf dem Boden der nördlichen Eingangsvorhalle (wohl 17.Jh.). In der vermauerten Gruft stehen noch drei Särge. In der Nordwestecke des Kirchhofes befindet sich eine Familiengrabstätte der Grafen von Hardenberg. Der Friedhof befindet sich im Anschluss an den Kirchhof in westlicher Richtung.

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Parchim, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001

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