Dorfkirche Lassahn (Gemeinde Zarrentin am Schaalsee)
St. Abundus

Lassahn, was soviel wie 'Waldbewohner' bedeutet, ist wendischen Ursprungs und wird im Ratzeburger Zehntenregister um 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Ähnlich wie in Neuenkirchen wird die Errichtung einer Kirche in die Zeit zwischen 1190 und 1250 datiert. Sie wird dem heiligen Abundus geweiht. Der Heilige verweigerte sich den Lehren Mohammeds und wurde später enthauptet. In der Zeit der großen Kreuzzüge waren solche Namenspatrone sehr populär.
Auch hier in Lassahn verfügt die Kirche über einen Feldstein-Chor (hier mit Nordsakristei), doch im Gegensatz zu Neuenkirchen findet man hier eine sauber Schichtung über einem massiven Feldstein-Sockel vor. Die Spitzbogenleibungen der schlanken Fenster und die Wandvorlage der Priesterpforte sowie die Einfassung der gestaffelten Dreifenstergruppe in der Ostwand sind in Backstein ausgeführt. Daraus lässt sich schließen, dass der Chor wohl in ursprünglicher Gestalt vorliegt und auf die Zeit um 1240 zurückgeht.
Auch hier wurde dem Chor im 17. Jahrhundert ein Schiff und diesem ein Glockenturm in Fachwerkbauweise vorgesetzt. Auffällig ist die Gestaltung der Nordwand des Kirchenschiffs. Diese ist hier verputzt und wird von abgestuften Strebepfeilern gehalten. Aus dem Turmvorbau ragt am Westgiebel ein quadratischer Aufsatz mit schindelgedecktem Spitzhelm heraus. In der Glockenstube hängt seit November 1993 eine neugegossene Bronzeglocke. Die alte Eisenhartguss-Glocke wurde 1994 auf ein Podest an der Kirchhofmauer gestellt. Eine weitere Glocke steht im Kircheninnern an der Chornordwand. Es könnte sich hier um die 1905 bei M&O Ohlsson in Lübeck umgegossene große Kirchenglocke handeln. Die ebenfalls 1905 bei M&O Ohlsson in Lübeck gegossene kleine Glocke musste 1917 zu Kriegszwecken abgeliefert werden.
Der Chorraum wird von einem Kreuzrippengewölbe überspannt; Rippen und Fensterbögen sind bemalt. Das Schiff ist mit einer Holzbalkendecke flachgedeckt. Die Anbindung zum Chor erfolgt über einen spitzen Triumphbogen. Das Kircheninnere wirkt sehr beengt. Zum Einen verläuft von Süd über West nach Nord eine Emporenwand, deren hölzerne Stützen im Gemeindegestühl verankert sind, desweiteren sitzt am östlichen Ende der Südempore die 1902 von der Firma Furtwängler und Hammer in Hannover gebaute Orgel und versperrt den ohnehin schon vom Triumphbogen eingeengten Blick auf den Altar zusätzlich. Andererseits engt auch die Kanzel, ein Werk der Spätrenaissance, am nördlichen Gurt des Triumphbogens die Sicht in den Altarraum weiter ein. Der Altarraum selbst wird nun auch noch von der herrschaftlichen Loge an der Südwand ausgefüllt. Diese Empore mit Holzgittern vor den Blickfeldern ist ebenfalls ein Werk der Spätrenaissance. Das herrschaftliche Patronat über die Kirche lag in den Händen der Grafen von Bernstorff auf Stintenburg (Herzogtum Lauenburg). An der Empore befindet sich eine Schnitzfigur der Anna Selbdritt aus dem 15. Jahrhundert. Die Figur wurde laut der Inschrift am Fuß von den Stintenburgs 1640 an die "ehrw. Herzogin Christine Margarethe v. Mecklenburg-Güstrow" übergeben. Zahlreiche Gedenktafeln an den Wänden des Altarraumes erinnern an die Verdienste der Familie v. Bernstorff. Die herrschaftliche Loge konnte von außen über eine Treppe betreten werden, so dass die Herrschaften nicht genötigt wurden, mit dem gemeinen Volk in die Kirche einzutreten. Zum Glück ist der Altar nur mit einem 1898 aufgestellten dreiteiligen Bildaufsatz geschmückt. Die drei von Mathilde Block-Niendorf gemalten Bilder zeigen in der Mitte den Auferstandenen, flankiert von den beiden Emmaus-Jüngern und den Frauen am Grabe. Als Bekrönung fungiert ein Triumphkreuz aus dem 15. Jahrhundert. Ein weiteres, etwas kleineres Triumphkreuz mit Evangelistensymbolen aus dem 14. Jahrhundert hängt an der Südwand über der Tür der Priesterpforte.
Eine Gedenktafel für die Gefallenen der Kriege 1870/71 hängt am südlichen Gurt des Triumphbogens. Die weitaus umfangreichere Tafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs hängt an der Brüstung der Westempore, zudem hängt an der Westwand noch eine seltene Ehrentafel mit Fotos der Gefallenen. Das Kriegerdenkmal befindet sich außen an der Südostecke der Mauer des Kirchhofes.
Die Kirche ist von einem Friedhof umgeben. Am westlichen Rand steht eine kleine Trauerhalle. Auf der Nordseite befindet sich eine großflächige Grablege der Grafen v. Bernstorff. 

Quellen:
Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Parchim, Buch, ZEBI u. START e.V., Edition Temmen, 2001

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