Dorfkirche Groß Mohrdorf

Die Kirche ist ein einheitlicher Backsteinbau aus dem 2. Viertel des 13. Jahrhunderts. Die dreischiffige Backsteinhalle von zwei Jochen hat einen eingezogenen Polygonchor, eine Südvorhalle und eine Südsakristei sowie einen breiteren querrechteckigen Westvorbau mit unvollendetem Mittelturm unter dem Pyramidendach. Ein nördlicher Anbau am Chor wurde abgerissen. In der Turmwestwand befindet sich in einer Wandvorlage ein Stufenportal mit eingestellten Rundstäben. Am Giebel ein Kleeblattbogenfries zwischen Ecklisenen, im Giebel gruppierte Spitzbogenblenden. Auf der Südseite des Westvorbaus befindet sich ein polygonaler Treppenturm. Chor und Schiff sind mit getreppten Strebepfeilern und einem umlaufenden Kaffgesims ausgestattet. Der Ostgiebel zeigt steigende Blenden. Die schlanken Spitzbogenfenster, am Schiff mit neugotischen Maßwerken, sind zwei- und dreibahnig gegliedert. Das reiche Schiffsnordportal mit wulstigen Viertelstäben, Fasen und profiliertem Kämpfer zeigt Glasurreste; das erneuerte Südportal mit eingestellten Rundstäben, beide Portale befinden sich in einer Wandvorlage.
Der Innenraum wird von Kreuzrippengewölben überspannt. Am östlichen Turmbogen befinden sich Reste von Wandmalereien aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Ausstattung: Altaraufbau (um 1700) von Johannes Wendt aus Stralsund, mit reichem Reliefdekor und Akanthusschnitzwerk, Kanzel (1702) ebenfalls von Wendt, mit Mosesfigur als Stütze und besonders reichem Dekor an Korb (Szenen aus der Geschichte Christi und die Evangelisten) und Schalldeckel (bekrönt von der Madonna), Kruzifix (um 1500), Epitaph von der Osten (gest.1613) mit Marmorrelief der Auferstehung und Figuren des Verstorbenen. Der Beichtstuhl stammt von1763. In den Chorfenstern befinden sich Glasmalereien von 1894 aus dem Königlichen Institut für Glasmalerei, Berlin. Im nördlichen Fenster ist der Evangelist Johannes vor gotischer Architekturkulisse nach dem Gemälde Albrecht Dürers "Die vier Apostel" von 1526, und darunter das Wappen von Klot-Trautvetter dargestellt. (Das Südfenster mit dem Apostel Paulus wurde deponiert.)
Das Lesepult stammt aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Nord- und Südemporen sind Werke aus dem 18. Jahrhundert, Gemeindegestühl und Westempore stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Orgel ist ein Werk des Stralsunder Orgelbauers Friedrich Albert Mehmel aus dem Jahr 1870 mit dreiteiligem neugotischen Prospekt. Sie wurde im Jahr 2000 teilrestauriert.
Im Turm hängt eine Glocke, 1864 von Simon Zach in Stralsund gegossen.
Auf dem Friedhof befinden sich drei weitere Gebäude, hierbei handelt es sich um die neugotischen Begräbniskapellen der herrschaftlichen Familien. Zum einen die sog. Preetzer Kapelle, ein rechteckiger Backsteinbau mit floraler Grisaille-Glasmalerei über dem Eingangsportal, diese überwiegend stark zerstört; davor die Familiengrabstätte von Zansen-Osten-Rewoldt. Die zweite Kapelle für die Familie von Klot-Trautvetter ist ein Backsteinbau mit eingezogener, polygonal geschlossener Apsis aus dem Jahr 1880. Die dritte Kapelle ist ein schlichter Putzbau mit Spitzbogen-Blendnischen und stammt aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
In der westlichen Ecke steht ein Findling als Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Die Namen der Gefallenen sind an der Westempore auf einer Tafel genannt.

 

weiterführende Informationen:

Die Familie von Ostens war bis ins 16. Jahrhundert der Patron der Kirche, bis sie von den Trautvetters abgelöst wurden.
Auf dem Friedhof unter den alten Bäumen zeugen drei alte Kapellen von lange vergangenen Zeiten. Hier wurden sie beigesetzt, die von Trautvetters und von der Ostens, noch in diesem Jahrhundert mit Salut und allen Ehren. In den Wirren der Zeit nach dem letzten großen Krieg wurden die Särge der Familie Zansen-Osten-Rewoldt vor der eigenen Kapelle in der Erde beigesetzt - vergangene Zeiten.
Doch auslöschen konnte man die Erinnerung an sie nicht. Zu tief hatten sie sich in ihrer Zeit eingegraben in die Geschichte ihrer Kirche:
Das alte Sandsteinepitaph G.v.d.Ostens oder das schlichte Wappen der von Trautvetters erinnern noch heute in der Kirche an sie.

Heute gehört die Kirche zur ev.-luth. Kirchgemeinde Prohn.
Stralsunder Straße 18
18445 Prohn

Quellen:
Dorfkirchen Landeskirche Greifswald, Buch, Norbert Buske, Gerd Baier, Evangelische Verlagsanstalt Berlin, 1984, 1987 2. Auflage
Von Der Recknitz Bis Zum Strelasund - Offene Kirchen I, Broschüre, Jana Olschewski, Thomas Helms, Thomas Helms Verlag Schwerin, 2006

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