Dorfkirche Genzkow

Urkundliche Ersterwähnung als Schenkung des Markgrafen Albrecht an das Kloster Wanzka im Jahr 1298. Wechselnde Besitzer (u.a. Rieben, Lübberstorf) und die Zerstörungen des 30jährigen Krieges bewirken, dass das Dorf und die Kirche 1639 "wüst" liegen. Zu dieser Zeit ist Genzkow eigenständige Pfarre, später Filiale von Jatzke und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Eichhorst verbunden.
Die Kirche ist ein Feldsteinbau aus dem Ende des 13. Jahrhunderts mit einem Fachwerkturmaufsatz aus dem Jahr 1774. Das darüber befindliche achteckige Obergeschoss mit dem achtseitigen Pyramidenhelm wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und später in die heutige Form zurückgebaut.
Ein blendengeschmückter Ostgiebel und Dreifenstergruppe in der Ostwand, südliches Stufenportal, Westportal zugesetzt, Nordsakristei abgebrochen, Portal zugesetzt,
südliches Chorfenster vergrößert, die Fenster der Nordseite noch ursprünglich.
Im Innern eine flache Holzbalkendecke.
Schlichte hölzerner Innenausstattung mit Ausnahme des spätbarocken Kanzelaltares mit Strahlengloriole und 'Auge Gottes' als Bekrönung (1775). Die damals zu beiden Seiten des Altars stehenden Beicht- und Patronatsstühle wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts entfernt. Zur Ausstattung gehören eine sechseckige Taufe, das Harmonium von 1954 der Firma Bongardt & Herfurth aus Wiehe/Unstruttal und zwei Gedenktafeln für Kriegsgefallene. Verglaste Westempore mit Gemeinderaum und darunterliegender Winterkirche.
Im Turm hängt eine Bronzeglocke, 1729 von Michael Begun in Friedland gegossen, die das Wappen des Kirchenpatrons Jakob Ludwig von Bardeleben trägt.
Erbbegräbnis oder Leichenhalle auf dem Kirchhof mit umliegenden Friedhof, Grabstätte/Gruft der Familie Pagel. Der Kirchhof wird von einer Feldsteinmauer umgrenzt.
Der Grabstein des königlich dänischen Obersten und Erbherrn auf Genzkow Jürgen Ludwig von Lübbersdorf lehnt an der Westseite der Kirche.
Am 17. April 1945 kam es im Dorf zu einem tragischen Ereignis. Völlig aus dem Nichts heraus explodierte eine Fliegerbombe und riss unmittelbar 30 Zivilpersonen aus dem Leben, zwei weitere starben später an ihren Verletzungen. Zu den Opfern zählten auch drei polnische Zwangsarbeiter. Ein Bomberpilot der Royal Air Force (RAF) hatte nach dem missglückten Angriff auf den bei Swinemünde liegenden schweren Kreuzer "Lützow" noch eine seiner 4,5 Tonnen schweren Tallboy-Bomben an Bord. Die beschädigte Maschine erhielt den Befehl, "jedes bebaute Gebiet auf der Route zu bombardieren". Der Zufall wollte es, dass es Genzkow traf. Die Detonation beschädigte auch die rund 170 m von der Aufschlagstelle entfernte Kirche. Die Leichen der Opfer wurden am 19. April 1945 auf dem Genzkower Friedhof bestattet. Ein Gedenkstein wurde 1972 nach der Einebnung des Einschlagtrichters an der Stelle errichtet. Der Stein steht heute auf dem Friedhof.

weiterführende Informationen:

Vereinigte ev.-luth. Kirchengemeinde St. Marien Friedland
17098 Friedland

Quellen:
Kirche Genzkow, Flyer, Christian Heydenreich, Pastor, Vereinigte Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien Friedland, 2012
Als der Luftkrieg nach Genzkow kam, Artikel, Sören Granzow, Rainer Szczesiak, Nordkurier, 2020

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